GEMEINSAM EINE LÖSUNG FINDEN – GeLF

Wenn Kinder in die Schule kommen, beginnt für sie und ihre Familien ein neuer Lebensabschnitt. Die Kinder müssen lernen, eigene Ideen und Meinungen angemessen zu vertreten, Regeln einzuhalten und mit Enttäuschungen fertig zu werden. Dies stellt eine Herausforderung für Kinder, Eltern und Lehrkräfte dar. Bereits in den ersten vier Schuljahren machen Kinderimmer wieder negative und frustrierende Erfahrungen in der Schule. Manche reagieren mit Verweigerung, andere zeigen Verhaltensauffälligkeiten. LehrerInnen fühlen sich manchmal überfordert und hilflos. Eltern ebenso, sie suchen nach einer alternativen Schule für ihr Kind, einige stoßen dabei auf die Montessori-Schule.

Gerade weil sich viele Kinder mit einem schon früh erlebten schulischen Leidensweg an Montessori-Schulen befinden, treten die Schulleitungen mit der Bitte nach hilfreicher Unterstützung an das Institut für Zusammenarbeit im Erziehungs- und Bildungsbereich IFZE heran.

Gemeinsam eine Lösung finden – GeLF wurde als schuljahrbegleitendes Pilotprojekt speziell für die Montessori-Schule in Biberkor entwickelt, lässt sich jedoch problemlos auf andere Grundschulen übertragen.

Das Ziel dieses Programms ist es, den Umgang mit den eigenen Gefühlen und denen anderer Menschen zu erlernen und zu üben, sowie die Fähigkeiten der Kinder zum Lösen von Problemen zu fördern. Das Training bietet Alternativen zur Gewalt und Hilfen zur Lösung von Schwierigkeiten. Kinder lernen, mit Konflikten konstruktiv umzugehen.

Ablauf

GeLf ist in drei Themenbereiche unterteilt. In allen drei Phasen arbeiten wir mit praktischen Übungen, Spielen und Bewegung zu Musik.

  1. Frieden beginnt mit mir

  2. Wir geben den Kindern und uns genügend Zeit und Raum um uns gegenseitig kennen zu lernen. Wir erarbeiten gemeinsam einen Regelvertrag. Dies schafft Verbindlichkeit und klare Grenzen. In diesem Abschnitt steht das Kennen lernen und akzeptieren der eigenen Fähigkeiten und Gefühle im Vordergrund. Die Kinder erfahren, dass jeder anders ist und anders sein darf.

    Damit eine Gemeinschaft und Sicherheit in der Gruppe entsteht, beginnen wir jede Stunde mit immer gleichen Ritualen.

    Die Lernziele der ersten Phase

    • sich als Gruppe zusammenfinden
    • sich selber kennen lernen und zeigen
    • Regeln aufstellen und Beispiele dafür suchen
    • Verständigung-, genau zuhören und genaue Instruktionen geben lernen

  3. Kommunikation und Wahrnehmung

  4. Die Basis für ein gutes Miteinander im Alltag ist die  Wahrnehmungsfähigkeit jedes und jeder Einzelnen. Wer sich selbst mit allen Sinnen spüren kann, entwickelt die Fähigkeit seine Mitmenschen und ihre Bedürfnisse wahrzunehmen.

    Diese Basis für gute Kommunikation wollen wir fördern und stärken. Um miteinander reden zu können, ist es wichtig, die eigenen Vorstellungen und Wahrnehmungen darzustellen. Wir üben Wünsche, Gefühle und Anliegen zum Ausdruck zu bringen und lernen, dem Anderen zuzuhören und auf ihn einzugehen.

    In weiteren Stunden geht es darum, die erlebten Sinneswahrnehmungen zu vertiefen und umzusetzen. Spiele, die deutlich machen, was wir gemeinsam haben und wo wir unterschiedlich sind, helfen uns dabei.

    Die Lernziele der zweiten Phase

    • Stärkung der Wahrnehmungsfähigkeit
    • Kommunikationsübungen
    • Umsetzung der Sinneswahrnehmung
    • Üben in Form von Rollenspielen und Pantomime

  5. Win-Win-Lösungen: Jeder ist Gewinner
  6. Im letzten Abschnitt lernen die Kinder, mit ihrem Ärger und ihrer Wut so umzugehen, dass sie sich und andere damit nicht verletzen. Wir erproben  Lösungen in Konflikten bei denen alle als Gewinner hervorgehen können. Wir üben, sich auf den anderen einzustellen, abzuwarten und dem anderen zu helfen. Die Kinder üben miteinander Absprachen  zu treffen. Indem sie eine sinnvolle Reihenfolge bestimmter Tätigkeiten miteinander aushandeln, üben sie sequenzielle Handlungsplanung.

    Die Lernziele der dritten Phase

    • Impuls-Kontrolle
    • Formulieren von Ich-Botschaften
    • Absprachen treffen
    • Einüben kreativer Konfliktlösungen (Brainstorming, sichtbar machen von Lösungswegen)
    • Friedenstreppe (Kinder gehen aufeinander zu)
    • Zusammenfassung des Gelernten, was ist noch in Erinnerung, (um das neu Erlernte zu festigen, ankern)

Unsere Erfahrung in Biberkor hat gezeigt, wie wichtig neben der Arbeit mit den Kindern die Zusammenarbeit mit den Klassenlehrern ist. Im Austausch mit den Lehrern können wir Genaueres über die soziale Herkunft und Situation der einzelnen Kinder erfahren. Dieses Wissen ermöglicht uns ein besseres Verständnis ihrer Verhaltensweisen. Wir können uns ganz spezifisch auf „Problemkinder“ einstellen und sie fördern.

Das Projekt wird von zwei ErziehungsmediatorInnen geleitet, die auch auf aktuelle Konflikte eingehen. Neben der Krisenintervention erscheint uns wichtig, auch die präventive Arbeit an den Schulen weiterzuentwickeln und Projekte wie GeLf an den Grundschulen zu etablieren. Ziel dabei ist, die Kinder dabei zu begleiten, damit sie selbstständig, sensibel und selbstbewusst Konflikte untereinander regeln und lösen lernen.

Ute Beck
Ergotherapeutin
Erziehungsmediatorin

Ute Kanthak-Richter
Sozialarbeiterin
Erziehungsmediatorin

Siglinde Müller
Pflege- und Adoptivmutter
Erziehungsmediatorin