WORAUF ES WIRKLICH ANKOMMT

Werteerziehung

Der Ruf nach mehr Beachtung der Werteerziehung wird immer lauter. Die Freiheit des „formlosen“ Umgangs miteinander gestaltet das Zusammenleben in unserer Gesellschaft zunehmend schwierig. Die Abschaffung der starren Umgangsformen und einengenden Normen in den 68er Jahren und danach, führte zu einem Sich-gehen-lassen, zu Willkür und zu einer Unverbindlichkeit, die das Alltagsleben destruktiv belasten können.

So ist nur verständlich, dass wir uns mehr Werteorientierung wünschen.

Die Schwierigkeit dabei ist aber: Auf welche Werte sollen wir uns verbindlich einigen?
Welchen Werten fühlen wir uns verpflichtet? Die Vielfalt von Lebensformen in unserer Gesellschaft, die einerseits ein Reichtum ist, führt jedoch auch zu vielen verschiedenen Werteorientierungen und Verschiedenheit impliziert auch Konflikte. Also wäre ein vorrangiger Wert, so mit Konflikten umgehen zu lernen, dass keiner dabei auf der Strecke bleibt, sondern alle am Streit Beteiligten etwas für sich gewinnen. Erziehung zur Konfliktfähigkeit und zu guten Lösungen erfordert Wertschätzung für die verschiedenen Menschen und Akzeptanz ihrer Verschiedenheit, also die Fähigkeit, etwas auszuhalten und zu ertragen – wieder ein Wert!!

Und wenn es uns darauf ankommt, möglichst ohne Gewaltausübung zusammenzuleben, brauchen wir die Fähigkeit, uns in andere einzufühlen, ohne uns ganz zu verlassen. Auch unsere Bedürfnisse und notwendigen Wertorientierungen müssen wir überzeugend vertreten können! Erst dann können wir – vielleicht nicht immer miteinander – aber auch nicht gegeneinander, sondern miteinander leben.

Um das zu entwickeln, sind Kreativität von uns gefordert und Kenntnisse über unsere eigene Kultur und über die der anderen Mitmenschen (z. B. der Subkulturen in der eigenen Gesellschaft). Nur wen wir kennen lernen, können wir auch lieben.

Wir haben uns lange überlegt, ob wir z. B. für Schulen Angebote haben, die Lehrern und Er¬ziehern sowie Eltern Anregungen zur Werteerziehung geben könnten und sind zu folgendem Schluss gekommen:

Zunächst geht es um eine „Gesamtaufnahme“, welche Wertvorstellungen in einem Lehrerkollegium, im Elternbeirat, in der Familie (die ja immer aus 2 Familien zusammengesetzt ist), in einer Klasse vorhanden sind.

Der zweite Schritt ist die Bildung von Wertegruppen: In welchen Werten stimmen wir überein? Welche Werte sind gegensätzlich?
Die gegensätzlichen Werte führen zu Konflikten sowohl in uns selbst als auch im interpersonalen Miteinander. Sie erfordern Orientierung an Akzeptanz von Verschiedenheit und kreative Lösungen, die die Wertschätzung der einzelnen nicht außer Acht lassen.

Um diesem Ziel näher zu kommen, können unterschiedliche Themen in Bezug auf den Entwicklungsprozess der Werteerziehung bearbeitet werden:

  • Wie unterscheidet sich das Paradigma Liebe vom Paradigma Macht im Umgang miteinander?
  • Verantwortung versus Anspruchshaltung und Abhängigkeit
  • Komfort, Wellness, Bequemlichkeit im Spannungsfeld mit Anstrengungsbereitschaft und Fleiß bzw. Arbeitseinsatz
  • Engagement für die Gemeinschaft (Hilfsbereitschaft, ehrenamtliche Arbeit, soziales Engagement, Zivilcourage, Integration) und Einsatz für unsere eigene Existenz für die eigene Person und die uns Anvertrauten (Initiative, Handlungsbereitschaft, Motivation, Pflichtbewusstsein, Durchhaltevermögen, Geduld…)
  • Gefühle achten und beachten
  • Orientierung an der Realität und an Visionen
  • Materie und Geist als Voraussetzung und Tatsache menschlicher Existenz
  • Folgen unseres Handelns bedenken und Mut zum Handeln entwickeln
  • Wie können wir gute Verträge schließen lernen?

IFZE bietet diese oder weitere Themen als Vortragsreihe, als Moderation in Gesprächsgruppen, als Begleitung bei Rollenspielen in Klassen und Jugendgruppen an.

Die Mitarbeit von Mediator*innen in Erziehung und Bildung, die an jeder Schule anzustreben ist, kann mithelfen, den Wertekatalog von Schulen und Eltern bzw. Familien einander anzunähern oder gegenseitig wertzuschätzen. Schon das Einvernehmnis auf den kleinsten gemeinsamen Wert wie z.B. „Wir grüßen einander möglichst mit Namen!“ ist schon ein erstrebenswerter gemeinsamer Wert.