WIE ERZIEHEN WIR ZUR TEAMFÄHIGKEIT
Jedes Kind hat ein Recht auf die Entwicklung seiner Begabungen und Anlagen, die in ihm angelegt sind und die es mit auf die Welt bringt, um sie zu entfalten.
Ein Bildungs- und Erziehungssystem, das diese Ressourcen nicht beachtet, sondern alle Kinder mit gleichen Bildungs- und Erziehungszielen fordert, vergeudet Begabungen, die unsere Gesellschaft braucht. Daher ist ein individueller Bildungsansatz notwendig. Wird aber die Leistung, also das Gelernte in Anwendung zu bringen, ausschließlich zum Nutzen der eigenen Karriere gesehen, ist eine Ich Bezogenheit vorprogrammiert, die eine Unfähigkeit zur Kooperation beinhaltet.
Es ist daher dringend geboten, Kindern und Jugendlichen neben einer gesunden Wettbewerbsfähigkeit auch zu mehr Gemeinschaftsfähigkeit zu verhelfen. Zusammenarbeit beruht auf dem Prinzip der Ergänzung. Die Komplexität unserer Lebens- und Berufswirklichkeit und die Spezialisierung, die daraus resultiert, erfordern, dass wir fähig werden, uns aufeinander zu beziehen, unsere Fähigkeiten im Miteinander kreativ zu vernetzen und Konflikte, die dabei auftreten, auszuhalten und zu lösen.
Schulen können wesentlich zur Entwicklung dieser Kompetenzen beitragen, weil dort das Lernen in Gruppen geschieht. Aus der Arbeit mit Lehrern und Lehrerinnen aller Schularten und Eltern, die gemeinsam nach praktischen Wegen suchten, wie Kinder zur Teamfähigkeit
angeleitet und motiviert werden können, ist das Projekt Wie erziehen wir zur Teamfähigkeit?
entstanden. Damit Schüler Teamfähigkeit entwickeln, müssen ihre Dialogfähigkeit, ihre Konfliktlösungskompetenz und ihre Kreativität gefördert und durch geeignetes pädagogisches Handeln unterstützt werden.
Es wäre förderlich, dass Schüler*innen an Vierer- oder Sechsertischen eigenständig Fragen und Aufgaben bearbeiten und Frontalunterricht nur in kurzen Unterrichtsphasen für allgemeine Informationen oder Einführungen genutzt wird. Die verschiedenen Fähigkeiten und Begabungen der Schüler*innen können so zum Tragen kommen und Beurteilungen der Leistungen entsprechend ihrer Einzelbeiträge im Team erfolgen. Zensuren für vergleichende Leistungen in den Klassen sind kontraproduktiv für Kooperation. Verantwortlich für das Engagement und die aktive Mitarbeit der Teilnehmer*innen in den Gruppen sind die Gruppenmitglieder. Dabei ist die Selbsteinschätzung auch eine wichtige Fähigkeit, die geübt werden muss, genauso wie die Präsentation der Ergebnisse vor der Klasse. Hilfsbereitschaft und Lernen durch Nachhilfe für die Klassenkamerad*innen können in ein Bonus-System einfließen. Kreativität, Engagement, Verantwortung für sich selbst und für andere und ein produktiver Umgang mit Freiheit können so wachsen und zur Persönlichkeitsentwicklung der einzelnen Schüler*innen beitragen.
Vor allem kommt es darauf an, zum Tun zu ermutigen. Es gibt eine Menge gut formulierter Erkenntnisse, an deren Umsetzung in die Praxis es aber mangelt. Wer durch eigene Beispiele dazu beitragen will, ist herzlich zur Mitarbeit eingeladen.