HAND IN HAND

begleitend zu Faustlos

Unter diesem Motto haben wir Elternkurse begleitend zum Unterrichtsprogramm Faustlos für die Grundschule entwickelt. Faustlos ist ein Programm zur Gewaltprävention, bei dem die Kinder durch spielerisches Training in der Klasse langfristig lernen sollen, eigene Gefühle und die anderer Menschen zu erkennen, Probleme und Streitigkeiten auf friedliche Weise zu bewältigen und mit Ärger und Wut konstruktiv umzugehen. Faustlos wird an einer zunehmenden Anzahl von Grundschulen unterrichtet.

Jedoch ermöglicht nur die gemeinsame Übernahme der Erziehungsverantwortung in Schule und Elternhaus, dass die Kinder bestmöglich in ihren sozialen Fähigkeiten gefördert werden.
Zudem hat das Zuhause für die Kinder eine große Bedeutung als geschütztes Übungsfeld, in dem sie neue Verhaltensweisen ausprobieren können. Kinder dieser Altersgruppe brauchen die Eltern nach wie vor als wichtigste Ansprechpartner für alles, was sie außer Haus erleben. So kann mit den Elternkursen Hand in Hand eine wichtige und hilfreiche Brücke zwischen Schule und Elternhaus errichtet werden. Sie gibt den Kindern Sicherheit und unterstützt die schulischen Bemühungen

Inzwischen hat eine ganze Reihe von Elternkursen stattgefunden.
Sie beinhalten, über vier Abende verteilt, die Themengebiete:

  • Kommunikation in der Familie
  • Gefühle als Motor unseres Handelns
  • Konflikte in der Familie
  • Umgang mit Ärger und Wut

Die genauen Kursinhalte werden der Altersstufe der Kinder und der Situation der teilnehmenden Eltern angepasst. Sie decken sich mit den Erziehungszielen von Faustlos, übertragen auf den Familienbereich und sollen die Eltern in ihrer Erziehungsarbeit unterstützen.

Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Eltern ein großes Bedürfnis nach Hintergrundinformationen zum Entwicklungsstand ihrer Kinder, nach Austausch untereinander und nach Anregungen für ihre Erziehungstätigkeit haben. Besonders lebendig werden die Kurse dadurch, dass hier maximal zwanzig Eltern, im Kreis sitzend, bereitwillig ihre persönlichen Erlebnisse einbringen und mit diesen arbeiten. Die positive Resonanz zum Ende jedes Kurses zeigte, dass die von uns gewählte Mischung von Wissensvermittlung, Anleitung zur Selbstreflexion und praktischer Erfahrung großen Anklang fand. Da Faustlos in immer mehr Schulen Eingang findet, steigt das Interesse an begleitender Elternarbeit.

Für das Miteinander von Lehrkräften und Eltern bedeuten die Kurse einen Zuwachs an gegenseitigem Vertrauen und an Wertschätzung füreinander. Eltern gewinnen zunehmend Verständnis für die Schwierigkeiten des Erziehungsalltags in der Schule, und Lehrer begegnen Eltern mit „problematischen“ Kindern empathischer, wenn sie deren Bemühen um Auffinden neuer Lösungswege mitbekommen. Langfristig hoffen wir, dass durch Zunahme eines wohlwollenden Einfühlens in die jeweils andere Seite gemeinsame Kurse und Fortbildungen für Lehrkräfte und Eltern möglich werden.

Für die Eltern von 10 Kindern oder Jugendlichen und ihre LehrerInnen ist dies ein Angebot, um die Motivation, die Anstrengungsbereitschaft, die Konzentration und die Eigenverantwortung für schulisches Lernen zu verbessern und die Integration in die Klasse in den Blick zu nehmen. Die SchülerInnen können aus einer Klasse oder einer Schulstufe kommen.
Die mitarbeitenden LehrerInnen sollten alle Kinder kennen bzw. im Zeitraum der Projektdurchführung unterrichten. Aus Gründen der Parität soll die Lehrergruppe die 10 Eltern der Kinder zahlenmäßig nicht übersteigen. Es können also bis zu 10 LehrerInnen an diesem Projekt beteiligt sein.
Der Zeitrahmen des Projektes umfasst zwei Schulhalbjahre der 3./4. Klassen Grundschule oder z.B. der 7./8. Klassen der weiterführenden Schulen mit mindestens einem Termin pro Monat von ca. 2 Stunden Dauer (natürlich nicht während der Ferien).

Das Projektprogramm
Diese Information des IFZE kann zur Vorstellung des Projektes oder für ein Einladungsschreiben benutzt werden.

Schritt 1 Einführungsgruppengespräch mit den Lehrern und dem Rektor bzw. Direktoren einer Schule
Schritt 2 Vorstellung des Projektes und Anfrage an die Eltern von Schüler*innen
z.B. anlässlich eines Elternabends durch die Erziehungsmediator*innen des Projektes. Ziel ist, zur freiwilligen Mitarbeit an dem Projekt Unsere Schüler – Eure Kinder einzuladen.
Schritt 3 Erster Projekttermin mit den teilnehmenden Eltern und Lehrern
Schritt 4 – 6 Kennenlernen der SchülerInnen (ca. 3 Termine jeweils 2 Std.) in der Gruppe durch die Begleitung von einer Lehrkraft und zwei Erziehungsmediator*innen
Schritt 7 -16 Arbeitsgruppentermine mit den auf die SchülerInnen bezogenen Schritten der Zusammenarbeit
Schritt 17 Überprüfung der Ergebnisse
Schritt 18 Wenn die Eltern zustimmen, kann ein Familiengespräch im IFZE oder in
Erziehungsberatungsstellen abgerufen werden, das zur Klärung der familiendynamischen Zusammenhänge von Lernblockaden beitragen kann.

Kosten:

  • für die Eltern (einer oder beide) pro Termin 18,00 € (2 Std.)
  • für die LehrerInnen: jeweils 18,00 € pro Termin (2 Std.)
  • für die SchülerInnen 22,00 € pro Termin (2 Std.)

Beispiele für die Arbeitsgruppentermine (Schritt 7 – 16)

Sowohl Eltern als auch LehrerInnen neigen dazu, Kinder, die keine intrinsische Motivation für ihr Lernen zeigen, zu sehr zu kontrollieren und unter Druck zu setzen. Dies erhöht jedoch deren Widerstand gegen die Bearbeitung der ihnen gestellten Aufgaben. Ständige Diskussionen – in der Regel zwischen Müttern und ihren Kindern – bei den Hausaufgaben sind die Folge. Zu viel Kontrolle behindert die Lernmotivation und das selbstständige Tun. Sie sollte das Kind aktiv in Verbesserungen miteinbeziehen.

Neu einzuübende Haltung für Lehrer*innen und Eltern

Anteilnahme und die Aufforderung, das Gelernte zu präsentieren bzw. Gespräche über Lerninhalte, fördern die selbstständige Arbeit, wenn dabei die respektvolle Distanz eingehalten wird. Sie trägt dazu bei, dass Kinder sich ernst genommen fühlen und in ihrer Würde nicht verletzt werden.

Gefühle und der Umgang mit ihnen

Gefühle und der Umgang mit ihnen sind dabei ein wichtiger Lernbereich – sowohl die Gefühle der Erzieher, vor allem aber die Gefühle der betroffenen Schüler*innen, wie z. B. Unlust, Angst, Ärger, Hilflosigkeit, Ungeduld, Langeweile u.a.
Wie weit wir selbst unsere Gefühle achten und beachten und in der Lage sind, adäquat mit ihnen umzugehen lernen, entscheidet darüber, wie weit wir den Kindern dabei helfen können zu lernen, situationsgerecht mit ihren Gefühlen umzugehen.
Wenn Kinder sich verstanden fühlen, wenn sie sich ohne Angst vor negativen Reaktionen ihrer Eltern bzw. Lehrer*innen authentisch zeigen dürfen, kann an den wirklichen Zusammenhängen ihres Lernverhaltens gearbeitet werden. Daher ist der Umgang mit Gefühlen ein wichtiger Baustein im Programm dieses Projektes.

Ein anderer wichtiger Baustein

Ein anderer wichtiger Baustein sind Methoden, die die Autonomie der SchülerInnen stärken bzw. Konzentration und Selbstverantwortung erhöhen. Dazu sollen altersbezogene Lernschritte für die individuell zu fördernden Kinder erarbeitet werden. Ergebnisse aus der Hirnforschung und Psychologie, wie entwicklungspsychologische Kenntnisse, bilden dafür die Grundlage.
Fragen, z.B. „Was fördert die Konzentrationsfähigkeit?“ oder „Wie stärken wir das Selbstvertrauen?“ sind dabei von zentraler Bedeutung.
Bei allen allgemeinen Programminhalten ist jedoch die genaue Analyse des individuellen
Lernverhaltens der SchülerInnen Voraussetzung, um pädagogische Ansätze zu finden:

„Was braucht dieses Kind jetzt von mir/von uns?“

Elfie Schloter
Dipl.-Psych. app., Familientherapeutin, Supervisorin, Leiterin des Instituts für Zusammenarbeit im Erziehungs- und Bildungsbereich IFZE

Angelica Schwaiger
Dipl. Soz. Päd., Familien- und Kindertherapeutin,
Leiterin des Tagesheims des Edith-Stein-Gymnasiums in München, Erziehungsmediatorin